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  Meine neueren Arbeiten, ausgeführt in Chogakpo-Technik, leiten sich vom Pojagi ab. Chogakpo ist eine Art antikes koreanisches Patchwork aus dem 14. Jahrhundert, bei dem die Frauen ihre Stoffresten aus Seide, Baumwolle oder Leinen aufbrauchten, indem sie sie zu "Pogagi" genannten Tüchern zusammennähten. Diese Tücher wurden zum Einwickeln von wertvollen Gegenständen, Kleidern oder Bettzeug und zum Bedecken von Lebensmitteln zu benutzt. Auch konfuzianische und buddhistische Altäre wurden damit geschmückt, und Geschenke für wichtige Gelegenheiten oder Zeremonien wurden darin verpackt. Die meisten dieser Pojagi waren entweder bestickt oder wurden mit Gekki, der traditionellen Dreifachsaum-Methode, zu Chogakpo-Patchwork zusammengefügt.    
         
 

Das Besondere an dieser Technik ist es, dass ausgesuchte Stoffstücke ohne ein festgelegtes Konzept künstlerisch und harmonisch überzeugend zusammengefügt werden können. Jedes so produzierte Stück wird dadurch zum einmaligen Original. Die durch varierende Chogakpo Saumtechniken entstehenden, stark linear betonten Elemente inspirieren mich dazu, flache oder dreidimensionale Werke und auch Kleidungsstücke zu produzieren. Deren bestechende Schlichtheit in abstraktem Design, die durch das besonders für diese Arbeiten geeignete Seidenorganza noch hervorgehoben wird, begeistert beide Geschlechter.

   
 

   
 

Bevor ich mich mit Chogakpo-Patchwork befasste, erstellte ich meine Kreationen aus selbstgefärbten Stoffen, Resten oder von anderen Künstlern handgefärbtem Material. Die so vorbereiteten Textilien veränderte ich durch Überfärben noch weiter, so dass daraus Originalwerke mit ihrer eigenen Geschichte entstanden. Diese wurden von mir sodann zusätzlich mit Hand- oder Maschinenstickerei ausgeschmückt.

   
 

   
 

Im vergangenen Jahr begann ich mit einer "Tischschmuck" genannten Serie kleiner Quilts. Sie entstand aus meinem Bedürfnis heraus, von mir gefertigte Probearbeiten, Muster, auf denen ich mit neuen Techniken experimentiert hatte und sonstige mir ans Herz gewachsene Überbleibsel von grösseren Arbeiten oder vergessenen Projekten zu erfassen und zu ordnen. Diese ehemals unbeachtet gebliebenen Reste verband, vernähte und verschmolz ich durch verschiedenste Prozesse und durch Kombination mit Materialien deren Palette von Papier, Plastik und Draht bis hin zu exquisiten handgearbeiteten Originalstickereien reicht zu einer Collage von "mixed media" Quilts von kleinem aber konsistentem Format. Für mich war dieser Prozess eine Übung in Koordination und Konzentration die teilweise bereits die Schwelle zur Meditation überschritt.

   
   

   
 

Meine auf Reisen in ferne Länder oder bei Workshops und Seminaren gesammelten Schätze an ethnischen Textilien, Stoffen und Fäden rufen in mir Erinnerungen daran wach, wie Freundschaften mit diesem leblosen Material verwebt und verbunden wurden, so dass es dadurch auf eine neue Art lebendig wurde. Das durch diese Begegnungen gewonnene Wissen muss immer wieder sortiert und neu arrangiert und zu weiteren Stücken persönlicher Erfahrung zusammengefügt werden.

   
 

   
  Es bereitet mir Freude wenn sich jemand für meine Arbeiten interessiert. Positives Feedback stärkt mein Selbstvertrauen und bestärkt mich darin, nach immer weiteren textilen Herausforderungen zu suchen. Mein Kopf ist voll mit den von mir absorbierten Techniken und Erfahrungen, deren Essenz erfasst, festgehalten und dann in ein neues strukturiertes Objekt umgewandelt werden müssen. Für mich ist es nicht einfach, meine Gedanken bezüglich meiner Arbeit in Worte zu fassen. Besser kann ich mich dadurch ausdrücken, dass ich aus meinem Unterbewusstsein stammende Impulse direkt in eine neue Handarbeit einfliessen lasse und diese dann als ein Abbild einer Facette aus meinem inneren Welt präsentiere.    
       
   

Ann Ridge 2001